Von Dingle aus kann man die nähere Umgebung gut zu Fuß erkunden. Allerdings ist dies zeitweise eine hoch riskante Angelegenheit: Die Straßen sind sehr schmal. Unmittelbar neben der Fahrbahn verlaufen endlose Steinwälle und/oder meterhohe, dichte Fuchsienhecken. Es gibt fast nirgends auch nur den Ansatz eines Seitenstreifens, auf den man springen kann, wenn Autos kommen. So bleibt einem bei entgegenkommenden Autos nichts anderes übrig, als auf der Straße stehen zu bleiben und mit einem leichten Schweißfilm auf der Stirn zu beten, dass die Autos einen Bogen um den Wanderer machen. Es ist auch wegen des Linksverkehrs für einen Deutschen nicht ganz einfach umzudenken, auf welcher Straßenseite man denn nun eigentlich laufen muss...
Verläßt
man Dingle in östlicher
Richtung und geht immer am Dingle Harbour entlang, so gelangt man nach
einer halben Stunde zum Tower. Er heißt einfach "The Tower" und
hat irgendwie keinerlei Funktion, als
romantisch auszusehen- man kann nicht rein, man kann nicht rauf und so
steht er einfach nur trutzig da.
Ein Stück
weiter kommt man zum 1885 erbauten Leuchtturm, dem
"Dingle Lighthouse". Der hat nun eine richtige Aufgabe: Er soll die
Schiffe und Boote durch die schmale
Seenge zwischen dem Felsen mit dem Leuchtturm und dem
gegenüberliegenden Felsen der Insel mit dem Eask Hill geleiten,
damit sie unbeschadet in den Dingle Harbour gelangen. Allzu hoch ist
der Leuchturm nicht; da er aber oben auf den Klippen steht, kann man
sein Licht trotzdem weit sehen. Übrigens schaut man
hier von oben auf die Stelle, wo sich häufig Fungie herumtreibt.
Wenn man aufmerksam auf das Wasser schaut und vielleicht gerade einige
Boote vorbeifahren, sieht man ihn immer wieder aus dem Wasser springen.
Geht man noch ein Stück
oberhalb der
Klippen entlang, so kommt man nach 20 Minuten hinunter an einen
kleinen, von Klippen umgebenen Strand. Baden ist wegen der
ungemütlichen Wassertemperaturen auch im Sommer nur Hartgesottenen
zu empfehlen. Die können dann aber auch schöne Wellen
genießen, die an die Klippen schlagen. Wer lieber am Ufer bleiben
will, kann allerlei Muscheln und Meeresgetier im Brackwasser suchen,
wie diesen kleinen Seestern.
Will man Dingles Umgebung in
südwestlicher Richtung erkunden, empfiehlt sich ein Ausflug zum
Burnham House & Park sowie weiter zum Eask Hill mit dem Eask Tower.
Man verläßt dazu Dingle auf der Straße in
Richtung Slea Head Drive/ Ventry. 10
Minuten hinter der Brücke
entdeckt man mit etwas Aufmerksamkeit zwei gewaltige "Standing Stones",
die wir wohl als Hinkelsteine bezeichnen würden. Einer steht
rechts unmittelbar neben der Straße auf einem
Hotelgrundstück und wird auch "The Milestone" genannt. Der andere
ragt links aus einem umzäunten Feld auf.
Verläßt
man einige Meter weiter die Straße und geht links durch das
Wäldchen zum Dingle Harbour, kann man sich die in Irland offenbar
nicht unübliche Art der Entsorgung schrottreifer Schiffe ansehen.
Man läßt sie einfach im Flachwasser liegen, bis sie wohl
irgendwann auseinanderbrechen. Diese Art der Schiffsentsorgung ist auch
im Hafen von Dingle und anderswo an der Küste zu finden.
Wieder auf der Straße geht
man noch ein Stück und biegt dann in den zum "Burnham House"
ausgeschilderten Weg ein. Man halte sich links, um zum Burnham House
& Park zu gelangen. Hinter der Schranke beginnt ein Weg durch einen
zunächst etwas düsteren Wald, der dann aber in einen immer
schöneren Park übergeht. Da es in Irland eigentlich nie
ernsten Frost gibt, wachsen hier auch fast mediterran anmutende
Bäume und Gehölze.
Am Wegesrand
steht eine Gruppe von sechs "Ogham Stones".
Diese Ogham-Steine findet
man auf der ganzen Dingle Peninsula, die von keltischen Relikten
geradezu übersät ist. Die Kelten
hatten keine Schrift, daher
gibt es aus der keltischen Geschichte auch nur mündliche
Überlieferungen. In die Ogham Stones sind gruppenweise waagerechte
und senkrechte Kerben eingeritzt, die wohl eine schriftähnliche
Bedeutung hatten. Die Ogham Stones sind damit die einzige zumindest
schriftlichähnliche Überlieferung aus der keltischen
Geschichte. Daß man gleich sechs Stück davon an einer Stelle
findet, ist eher ungewöhnlich; meist stehen sie nur einzeln.
Offenbar wurden die sechs Steine aber von anderen Stellen
zusammengetragen und hier im Park aufgestellt.
Im Burnham Park
steht das Burnham House. Es beherbergt heute eine Schule mit
Internat, in der Mädchen die irische Sprache erlernen können.
Das mutet etwas befremdlich an, wird aber verständlicher, wenn man
weiß, dass nur 7% der Iren tatsächlich Irisch sprechen. Die
irische
Sprache ist vom Englischen weitgehend verdrängt worden, so
daß immer weniger Iren sie beherrschen. Und da Mädchen einen
starken Hang zu Pferden haben (wie übrigens alle Iren sowieso)
gibt es hinter diesen düsteren, von Efeu überwucherten Mauern
(nein, das ist nicht das Burnham House, das ist natürlich schmuck
und adrett anzusehen), hinter diesen Mauern also mehrere
Pferdeställe und Reitgelegenheiten für die Schülerinnen.
Vom Burnham Park gelangt man
weiter auf der Straße ins Innere der Halbinsel weiter zum
Fuß des Eask Hill. Bei der Farmerin bezahlt man einen Wegezoll
von 2 Euro und kann dann über das Farmland bergauf in
Richtung Eask Hill stapfen.
Man läuft eigentlich nicht
direkt auf der Erde, da diese bis zum Gipfel mit einer geschlossenen
Decke aus Schafka**e bedeckt ist. Die Verursacher stehen auch immer
wieder am Wegesrand und starren die Wanderer an. Hin und wieder
stürzt wohl auch mal ein Schaf von einer Klippe, bricht sich ein
Bein oder kommt anderswie zu Tode. Man überläßt es dann
üblicherweise den Raubvögeln, Ameisen oder anderem Getier,
die
sterblichen Überreste zu entsorgen. Solche Schafkadaver, die
irgendwo herumliegen, findet man immer wieder.
Man sollte halbwegs gut zu Fuß sein, wenn man den Eask Hill
hinaufstapft. Da man immer wieder verschlossene Tore überwinden
muß, sind gute Kletterkünste ebenfalls sehr brauchbar.
Dafür wird man auf dem
Gipfel des Eask Hill mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Auf
der einen Seite schaut man über den Dingle Harbour auf den Hafen
und das Städtchen Dingle. Auf der
anderen Seite hat man einen
schier endlosen Blick auf die Dingle Bay, Ventry
Harbour und Ventry
Beach.
Auf dem Gipfel
steht der Eask Tower, ein aus Steinen aufgeschichteter, 35 Fuß
hoher Turm aus dem 19.Jahrhundert. Auch hier kann man nicht rein oder
rauf.
Der Gipfel des Eask Hill war vor allem aber der stillste Ort, an den
ich mich in meinem Leben erinnern kann. 184 Meter über dem Meer,
weit und breit keine Straßen und menschlichen Behausungen, keine
rauschenden Bäume, die Möwen fliegen 150 Meter weiter unten-
nichts war zu hören. Absolute Stille. Es war eine
außerordentlich seltsame Stimmung dort oben. Zunächst
wußte man gar nicht, was so merkwürdig ist, bis wir die
totale Stille richtig erfaßten. Dann war es aber so schön,
daß wir einfach so eine Stunde oben im Gras saßen, aufs
Meer schauten und die Stille genossen.
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